Ernani (Kommentar)

Die Vorlage basiert auf dem Drama Hernani von Victor Hugo aus dem Jahre 1830. Dieses Drama wird seit Verdis Oper selbst auf den französischen Bühnen kaum mehr aufgeführt. Die Handlung ist fiktiv, obschon die Figuren auf historische Persönlichkeiten verweisen und die Handlung auf deren Lebensstationen Bezug nimmt (etwa die Wahl des Kaisers Karl V.). Thematisiert wird die Rache, und diese wird in verschiedenen Facetten und Stufen umgesetzt. Das Rachegefühl scheint umso größere Befriedigung zu erheischen, als ein perfektes Glück zweier frisch Vermählter vor der furchtbaren Alternative eines ehrlosen Lebens durch den Tod beendet wird.

Die Oper war im 19. Jahrhundert eine der meistgespielten Verdi-Opern. Mit dieser – seiner fünften – Oper schaffte Verdi endgültig den Durchbruch. Damals wurden oft nur die ersten drei Akte gespielt, weil der vierte Akt als Fremdkörper missverstanden wurde. Der Schluss des dritten Akts nimmt sich wie ein Finale aus. Auf die Aufführung der Solo-Trios im vierten Akt mochte man gleichwohl nicht verzichten, jedoch geschah dies oft nur konzertant und teilweise sogar kammermusikalisch, was der kompositorischen Qualität der Oper, insbesondere dieses Akts, zu verdanken ist.

Der Aufwertung des Belcanto ist es zu verdanken, dass die Oper in letzter Zeit wieder häufiger gespielt wird. Den Chören kommt eine wichtige Stellung zu. Sie stehen für die höfische Öffentlichkeit, in der die Rankünen ausgetragen werden.

Silvas Cabaletta aus dem Schluss des ersten Aktes „Infin che un brando vindice“ wird gelegentlich auch im vierten Akt von Nabucco gesungen, als dieser aus dem Gefängnis befreit wird. Auch Rogers Cabaletta im ersten Akt von Jérusalem, „Ah! viens démon esprit du mal“, weist in der Melodieführung unzweifelhaft große Ähnlichkeit mit „Infin che un brando vindice“ auf. Nachforschungen von David Lawton und David Rosen über Verdis Frühwerke und des englischen MusikwissenschaftlersRoger Parker ergaben, dass die Cabaletta ursprünglich für Verdis erste Oper Oberto conte di San Bonifacio geschrieben worden ist, auch wenn sie heute nicht (mehr) aufgeführt wird. Die Umstände, unter denen die Cabaletta in Ernani Aufnahme fand, sind nicht ganz klar.[2][3]